Experten rechnen weiterhin mit steigenden Mieten in Metropolen wie Berlin. Steigende Zinsen, eine hohe Inflation und die drohende Rezession haben im vergangenen Jahr für einen Nachfragerückgang von Immobilien gesorgt. Auch Neubauten sind kostspieliger geworden. Dadurch hat sich die Immobilienbranche verändert. Der Wohnungsmarkt würde zunehmend komplexer und fragmentierter werden, sagt Sebastian Eraghi, Chief Operations Officer des Schweizer Hybridmaklers Neho bei einer Pressekonferenz. „Die Preisentwicklung nicht mehr ganz einheitlich.“ Unterschiedliche Lagen würden sich unterschiedlich entwickeln. So würde das Umland zunehmend beliebter werden. Der Trend geht hin zu kleineren Immobilien Zudem steige die Bedeutung der Energieeffizienz von Immobilien. „Objekte, die eine schlechtere Energieeffizienz haben, liegen deutlich länger, müssen mit höheren Abschlägen vermarktet werden“, sagt Eraghi. Der Trend gehe aber auch hin zu kleineren Wohnungen und Häusern, beziehungsweise Grundstücken. Spare man ein paar Prozent an der Wohnfläche, sei die Wohnung günstiger und dadurch besser finanzierbar. Im aktuellen Umfeld beobachte er aufgrund der gestiegenen Zinsen, dass Kaufinteressenten nicht immer eine Finanzierung von den Banken bekommen würden, sagt der COO. Kaufverhandlungen würden deshalb länger dauern. Für Käufer seien sowohl Lage-Faktoren als auch der Ankaufspreis der Immobilien wichtiger geworden. In Metropolen sind weiterhin hohe Renditen möglich.
Das Investment in Immobilien lohne sich für Privatanleger weiterhin – trotz der gestiegenen Zinsen, sagt Daniel Preis, Chief Sales Officer des Wohnungshändlers Domicil Real Estate. In Metropolen wie etwa Köln oder Hamburg seien weiterhin Renditen von drei bis 3,5 Prozent für Privatanleger möglich. Was die Entwicklung der Mieten und der Bestandsimmobilienpreise angehe, sei er optimistisch.
In Deutschland würden rund 700.000 Wohnungen fehlen. Gerade nach Immobilien im Bereich unterhalb des Mietspiegels erkenne er deshalb eine große Nachfrage. Anleger könnten den Standort unterschätzen Anleger sollten laut ihm nicht zu Beginn der Investition auf die Anfangsrendite schauen. Davon könnten sie demnach geblendet werden und den Standort unterschätzen. Für ein Investment sei es hingegen wichtig, die Potenziale des Standortortes erkennen, um sie später heben zu können. Um das Leerstands-Risiko zu minimieren, könnten Anleger eine sogenannte Mietpool-Konstruktion nutzen. Damit würden Eigentümer ihre Miete in einen Topf fließen lassen, die dann entsprechend der Quadratmeter ausgezahlt werden würde. Im Fall von Leerstand hätten sie dann trotzdem Einnahmen. Solche Mieteinnahmegemeinschaften bergen allerdings auch Risiken, zum Beispiel wenn zu viele Wohnungen gleichzeitig leer stehen. Interessenten mit viel Eigenkapital können sich weiterhin Wohnungen leisten Sebastian Fischer, Chief Executive Officer des Projektentwicklers Primus, sieht vor allem Chancen im Bereich des Premium-Eigentumswohnungsbaus.
Der Transaktionsmarkt sei in diesem Bereich intakt und die Preise stabil, sagt Fischer. Interessenten mit viel Eigenkapital könnten es sich weiterhin leisten, Wohnungen zu kaufen. Viele potenzielle Wohnungskäufer mit einem klassischen Haushaltsnettoeinkommen könnten sich den Immobilienkauf bei einem Zins von vier Prozent allerdings nicht mehr erlauben. „Diese Käufer werden ihre Suche zwangsweise auf Eis legen und werden sich für die Miete entscheiden“, sagt Fischer. Parallel werde weniger gebaut, und es gebe hohe regulatorische Vorgaben aus der Politik. „Deshalb ist auch nicht kurzfristig von Entspannung durch Erhöhung von Wohnraum auszugehen“, so Fischer weiter. Somit rechne auch er weiterhin mit steigenden Mieten in Innenstadtlagen.
Disclaimer: Aktien, Kryptowährungen und Investments sind grundsätzlich mit Risiko verbunden. Auch ein Totalverlust des eingesetzten Kapitals kann nicht ausgeschlossen werden. Die veröffentlichten Artikel, Daten und Prognosen sind keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder Rechten. Sie ersetzen auch nicht eine fachliche Beratung.